Verbandstag 2023: Vom Abfall zum Wertstoff

Am 12. September begrüsste PVCH seine Mitglieder und Freunde zu einem Verbandstag. Dieser stand im Zeichen der Nachhaltigkeit und der Transformation von Abfällen zu Wertstoffen und das Ganze kombiniert mit guten Gelegenheiten zum persönlichen Austausch.
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Nach einer Begrüssung durch Präsident Bruno Guidotti, führte Geschäftsführer Kurt Röschli durch den abwechslungsreichen Tag

Nachhaltiges PVC

Als Erstes gab Rémy Stoll, der Geschäftsführer des KATZ (Kunststoff-Ausbildungs- und Technologiezentrum), einen Einblick ins Projekt «Neue Feedstock-Alternativen für nachhaltiges PVC» und präsentierte fünf Massnahmen, welche die CO2-Emissionen der PVC-Produktion massiv senken können. Diese Auslegeordnung zeigte einmal mehr, was für ein faszinierender Werkstoff PVC ist und weshalb dieser nach wie vor in vielen wichtigen Segmenten, wie Automobilbau, Medizinaltechnik oder Kabelherstellung eingesetzt wird.

Kunststofffenster sind DIE Alternative

Adrian Schlumpf, Geschäftsleiter der smartwindows AG illustrierte die Kriterien und den Prozess zur Zertifizierung von Fenstersystemen aus Kunststoff. Nach vier langen Jahren Arbeit konnte endlich – just einen Tag vor dem Verbandstag – ein erstes PVC-Fensterprofil durch den Verein ecobau in Klasse 1 mit der Bewertung «Sehr gut geeignet für Minergie-ECO» zertifiziert werden. Das ist ein Riesenerfolg für PVCH und die PVC-Branche. Das PVC-Fenster «classico» von smartwindows ist bisher das einzige PVC-Fenstersystem von insgesamt acht zertifizierten Fenstern, die in der Klasse 1 aufgeführt sind. Damit schafft der Verband ein Präjudiz für weitere Produkte und Systeme aus PVC. Dieser Durchbruch bildet nun die Voraussetzung dafür, dass in öffentlichen Ausschreibungen auch Fenstersysteme aus Kunststoffen mit Priorität empfohlen werden. Dies soll auch einer breiten Öffentlichkeit verdeutlichen, dass die Kreislaufwirtschaft der Kunststofffenster funktioniert. Alte Fenster können problemlos zurückgebaut werden und es entstehen daraus Sekundärmaterialien, die zur Herstellung von Profilen für neue Fenster verwendet werden können. Eine entscheidende Voraussetzung für die Zertifizierung war die Weiterentwicklung von Fensterprofilen mit besserer Wärmedämmung. Darauf erfolgte eine eingehende Analyse des eingesetzten PVC-Materials, das keine Substanzen wie z.B. H302 (Halone) enthalten darf. Zudem muss am Ende der Lebensdauer das Recycling gewährleistet sein. Dazu wurde in Zusammenarbeit mit dem Profilhersteller VEKA Umwelttechnik aus Deutschland und smartwindows eine Ökobilanz über die gesamte Wertschöpfungskette erstellt.

Synergien mit FFF - Verband für die gesamte Fensterbranche

Markus Hobi, Geschäftsführer, stellte den Fachverband Fenster- und Fassadenbranche (FFF) vor. Der Verband zählt 180 Mitglieder und widmet sich den Bereichen Technik und Normen, Qualitätslabels und Zertifikate, technische Informationen, Nachhaltigkeit sowie Aus- und Weiterbildung. Alles Themen, bei denen es starke Synergien zu PVCH gibt, die es nun zu bündeln und auszubauen gilt.

Gewinnung von Schwermetallen aus KVA-Schlacke

Andreas Gauer, MSc ETH Umweltnaturwissenschaften von der FH OST ist schon fast ein Stammgast an den PVCH-Verbandstagen. Er präsentierte das neue Projekt «VinylMet – Gewinnung von Schwermetallen aus KVA-Schlacke». Wie bereits beim Vorgängerprojekt «VinylAcid», ging es in der Ausgangslage darum, dass nicht alle PVC-Abfälle stofflich rezykliert werden können und deren Reste meist ohne Rückgewinnung von Säure oder Schwermetalle in KVA ohne Rauchgaswäsche verbrannt oder deponiert werden. «VinylMet» hat das Ziel, durch Mitverbrennung von PVC-haltigen Sortierresten möglichst viel Schwermetall von der Schlacke in die Filterasche zu überführen. Dies soll zu einer Steigerung der Schwermetallrückgewinnung aus der Filterasche führen und dadurch eine bessere Schlackenqualität erzielen. In Zukunft könnte vielleicht sogar die Verwertung ausgewählter Schlackenfraktionen als Baustoff in Frage kommen, was bisher in der Schweiz verboten ist, in anderen europäischen Ländern jedoch gefördert wird.

Vielfältige Einblicke im KATZ

Nach einem gemeinsamen Mittagessen, das ausreichend Gelegenheit zum Austausch bot, ging es für das interessierte Publikum weiter auf einen Rundgang im KATZ. Dort informierte Rémy Stoll über das vielfältige Kursangebot, das Fachwissen in der Kunststofftechnik und die anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung für Kundenprojekte. Der Verbandstag endete am Nachmittag mit spannenden Einblicken und vielversprechenden Projekten, welche die Zukunft der Kunststoffbranche gestalten werden.