BAFU bestätigt: "VinylAcid" ist ein wertvoller Beitrag zur Schliessung von Stoffkreisläufen

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat in einer Stellungnahme bestätigt, dass das Projekt "VinylAcid", welches die Gewinnung von Salzsäure durch die Verbrennung von PVC in Kehrichtverbrennungsanlagen ermöglicht, eine wesentliche Grundlage für die Kreislaufwirtschaft darstellt.

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Gerne teilen wir mit Ihnen den Brief des BAFU vom 10. Oktober 2023:

Die 29 Schweizer Kehrichtverbrennungsanlagen (KVA) verbrennen jährlich rund 4 Mio. Tonnen an brennbaren Abfällen. Dabei fallen als Verbrennungsrückstände neben rund 800'000 Tonnen Schlacke auch rund 80'000 Tonnen sogenannte Flugasche aus der Rauchgasreinigung an. Die Verbrennungs- rückstände enthalten teilweise noch grosse Anteile an Metallen, die zurückgewonnen und rezykliert werden können. Diese Rückgewinnung von Metallen entspricht einem zentralen Aspekt der Kreislauf- wirtschaft, die ein vorrangiges Ziel der Umweltpolitik des Bundes darstellt. Dementsprechend ist in der Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen VVEA (814.600) festgehalten, dass Metalle aus der Schlacke und ab 2026 auch aus den Flugaschen zurückgewonnen werden müssen.

Die KVA-Flugasche enthält neben anderen Schwermetallen auch grosse Mengen an Zink. Dieser Wertstoff kann durch das Verfahren der sogenannten sauren Wäsche zurückgewonnen werden. Dabei wird die Flugasche mit dem sauren Waschwasser aus der Rauchgasreinigung versetzt und so das Zink herausgelöst. Das gelöste Zink wird in weiteren Verfahrensschritten aufgearbeitet und kann in der Industrie wieder verwendet werden. Dieses Verfahren wird seit über 20 Jahren in Schweizer KVA, die mit nasser Rauchgaswäsche ausgerüstet sind, auf freiwilliger Basis angewendet. Zurzeit wenden rund zwei Drittel aller KVA die saure Wäsche an. Eine wesentliche Voraussetzung bei diesem Verfahren ist ein ausreichender Säuregehalt im Waschwasser. Bei der Säure handelt es sich im Wesentlichen um Salzsäure, die durch die Verbrennung von chlorhaltigen Abfällen entsteht und in der nassen Rauchgaswäsche abgeschieden wird. Die VVEA verlangt, dass ab 2026 die Flugasche aller KVA — auch denjenigen mit trockener Rauchgasreinigung — einer Metallentfrachtung unterzogen werden muss. Damit steigt der Bedarf an Salzsäure für die saure Wäsche. Da deren Produktion in KVA von der Abfallzusammensetzung abhängig und nicht immer konstant ist, müssen einige KVA Salzsäure für die saure Wäsche zukaufen.

Das Projekt «VinylAcid» der Projektpartner UMTEC (Ostschweizer Fachhochschule), dem Verband KUNSTSTOFF.swiss sowie der AVAG (KVA Thun) hatte zum Ziel, durch die gezielte Verbrennung von PVC-Kunststoffabfällen, die einen hohen Gehalt an Chlor aufweisen, die Salzsäureausbeute in der Nasswäsche von KVA zu steigern und so sowohl einen ökologischen als auch ökonomischen Nutzen zu erzeugen. Das BAFU hat das Projekt im Rahmen der Umwelttechnologieförderung unterstützt. Die Projektarbeiten wurde im Herbst 2021 und Frühjahr 2022 in der KVA Thun durch kontrollierte Zugabe von PVC-Sortierresten durchgeführt. Es konnte dabei nachgewiesen werden, dass die mittlere tägliche Säureproduktion im Versuch 1 um 33 Prozent und im Versuch 2 um 45 Prozent anstieg. Über die Bilanzierung der Chloridgehalte der Verbrennungsrückstände wurde gezeigt, dass praktisch das gesamte zugesetzte Chlor tatsächlich zu Salzsäure umgesetzt wird. Das zusätzliche Chlor und die Wärme führen zudem zum verstärkten Transfer von flüchtigen Schwermetallen aus der Schlacke in die Flugasche. Diese werden in der nachgelagerten sauren Flugaschenwäsche wieder zurückgewonnen und können dem Recycling zugeführt werden. Dieser aus ökologischer Sicht sehr erwünschte Nebeneffekt verbessert einerseits den Rückgewinnungsgrad von Schwermetallen, andererseits wird der Schwermetallgehalt in der KVA-Schlacke und somit die Umweltbelastung bei deren Deponierung reduziert. Aus Sicht des BAFU ist die Umsetzung der Erkenntnisse des Projekts VinylAcid in Anbetracht des ökologischen Nutzens wünschenswert und sinnvoll. Für diejenigen PVC-Abfälle, die aufgrund ihres Schadstoffgehaltes, Verschmutzung oder Heterogenität nicht stofflich verwertbar sind, erachten wir die Verbrennung in KVA mit saurer Flugaschenwäsche als eine gute Entsorgungsmöglichkeit. Wir danken den Projektpartnern für die geleistete erfolgreiche Arbeit und für den wertvollen Beitrag zur Schliessung von Stoffkreisläufen.  

Quelle: BAFU